Joel Xavier & Ron Carter - In New York - 180gramm VINYL-LP Galileo MC



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Art.nr: GMCLP02

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Unter allen Dialogen im Jazz ist das Duo zwischen akustischer Gitarre und Bass vielleicht der intimste -
und zugleich einer der seltensten. Damit er glückt, muss das Feintuning, die Chemie zwischen den beiden Musikern schon haargenau stimmen.
Muss Seelenverwandtschaft, ja, eine verschwiegene Brüderlichkeit vorhanden sein.
Was aber soll man von einem "Bruderpaar" erwarten, das solche Welten trennen: Der eine hat noch nicht einmal sein 30.Lebensjahr vollendet,
der andere blickt auf fünf Dekaden aktiv gestalteter Jazzhistorie zurück.

Von den Mauern Lissabons aus, dem Auslaufhafen für große Entdecker wie Vasco da Gama, hat sich der Jüngere das internationale Musikparkett erobert,
in den engen Straßenschluchten Manhattans mischte sein Counterpart an der Speerspitze des modernen Jazz mit.
Minuten vor den Aufnahmesessions haben sie sich noch gar nicht gekannt.
Umso magischer, dass dem Gitarristen Joel Xavier in Zwiesprache mit dem Bassisten-Urgestein Ron Carter ein kleiner Geniestreich gelungen ist.
Für Überraschungen war der Lisboeta schon immer gut. Am Tag der Nelkenrevolution geboren, als Ballkünstler in der Jugend neben Luis Figo gespielt,
mit 23 schon einer der besten Latin-Gitarristen der Welt. So verblüffend disparat lesen sich die ersten Karriereschritte.
Doch Joel begnügte sich nicht damit, als virtuoser Partner von Larry Coryell, Bireli Lagrene oder Tomatito Bühnen in den USA,
Havanna oder Barcelona zu teilen. Vor vier Jahren definierte er sich völlig neu, sprich akustisch.
Richard Gallianos New Musette hat ihn zur Erfindung einer musikalischen Sprache angeregt, die Jazz und Fado in intimen Besetzungen verknüpft,
daraus ein neues portugiesisches Idiom schöpft. Es ist dieser Geist, aus dem die hier vorliegenden neun Miniaturen geboren wurden. 

"Als ich die letzten Takte komponierte, fiel mir wie ein Blitz der Name Ron Carter ein.
Sein Bass und kein anderer würde zur Stimmung dieser Songs passen", so Xavier. "Songs", nicht "Stücke" wohlgemerkt.
Denn Xavier ist ein "Sänger" durch und durch. Man meint, die weit ausschwingende Wehmut eines Fadista zu hören, wenn er zu einem Thema ansetzt.
Niemals würde er es - ganz anders als die meisten Kollegen seiner Generation - gleich durch Improvisation trüben wollen.
Die Melodie - und anschließend die Virtuosität, so seine ganz "altmodische" Maxime. 

Nun mag es etwas vermessen sein, ausgerechnet den "besten Bassisten der Welt" anzurufen, um ihn als Gast für eine Einspielung zu gewinnen.
Doch dass er auf der anderen Seite des Atlantiks einen ebensolchen "Sänger" als Seelenverwandten besitzt, davon ist Xavier überzeugt.
Rhythmus, Swing und eben auch Melodie - Carters Spiel vereinigt alle Tugenden.
Natürlich ist er vertraut mit der Duo-Arbeit, man denke nur an seine Meisterwerke mit Jim Hall aus den Siebzigern.
Und den Pulsschlag der Música Latina, auch in dem schwingt sein Viersaiter seit langem:
Die Alben mit Jobim, Airto Moreira und Hermeto Pascoal, sie sind Legende.
Dann ist die Überraschung perfekt: Der Grandseigneur der tiefen Töne sagt einer Session zu. Lässt sich das Material schicken,
empfängt den Lusitanier in einem New Yorker Studio. Momente später entspinnt sich ein wundervoller, dreistündiger Dialog.
"Ron behandelte mich trotz des Alterunterschiedes als völlig ebenbürtig. Erst dachte ich daran, eine zweite Gitarrenspur hinzuzufügen.
Doch dann merkte ich, was für eine intime Atmosphäre während unseres Spiels entstand, wie viel Raum sich öffnete.
Ron war sehr herzlich, wir lachten viel über musikalische Scherze - und sind seitdem dicke Freunde." 

Und so können wir Ohrenzeuge werden, wie Xaviers Neo-Fado sich in wechselnden kantablen Nuancen mit dem souverän federnden,
auch mal swingend hervortretenden Fundament Carters verbündet.
Wie in "Moments", wo sich das leise, volksverbundene Pathos der Gitarre mit dem munter glissandierenden Intermezzo Carters verschränkt.
Die Saudade mit ihrem bittersüßen Moll-Dur-Wechsel durchweht "Maria", nostalgische Memoiren eines Exilanten in der Neuen Welt.
Und in "Destiny" löst sich das klagende Thema in eine vital swingende Improvisations-Kadenz. Besiegelt ist die transatlantische Bruderschaft,
die portugiesische Seele fest im Jazz-Herzen Amerikas verankert. Solche Klänge haben die Wasser des Hudson noch nicht gehört.

Stefan Franzen

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