Es wirkt wie ein Blick in die Werkstatt: Da arbeitet einer, macht sich Gedanken, greift zur Gitarre, setzt sich ans Klavier. Lieder entstehen, Assoziationen folgen den Eingebungen der Momente. Sie sind Erinnerungen und Reflexionen aus der Perspektive des Privaten, persönlich, wertschätzend, emotional. „Nell’attimo“ (Im Augenblick) ist das Skizzenbuch eines Cantautore, der die Vielfalt im Kleinen sucht, in der Klarheit von berührenden, melancholischen Liedern. Es ist ein Fest des Augenblicks, besungen mit der Hingabe eines Musikanten, der die Welt in Worte und Melodien fassen kann. Es geht Pippo Pollina dabei um Intensität und Gegenwart, aber nicht zwangsläufig nur um Harmonie. Schließlich ist nicht alles ruhig, nicht jeder Song ein Schulterklopfen, auch wenn das Versöhnliche ein Leitmotiv seiner Musik sein könnte. Denn er blickt dem Alltag über die Schulter, den Menschen in ihrer Ambivalenz, bis hin zu den Stationen der eigenen Karriere, die ihn über bald vier Jahrzehnte hinweg in der musikalischen Gegenwart etabliert hat. „Am Anfang hätte es ein Best-Of-Album sein sollen, eine Wiederbesichtigung meiner Lieder ganz alleine“, erinnert sich Pippo Pollina an die Entstehungsphasen von „Nell’attimo“. „Ich habe immerhin 24 Platten gemacht, manche davon sind mehr als 30 Jahre alt. Aber dann hatte ich so viele Stücke komponiert. Das Album wurde innerhalb von zwei Wochen geschrieben, acht Lieder sind neu, dazu kommt meine italienische Version eines Songs von Element Of Crime. Und dann ist da noch ‚Aspettando che sia mattina‘, das erste Stück meines ersten Albums, das ich im November 1986 aufgenommen hatte und nun noch einmal das Programm eröffnet. Es ist ein Lied, das damals für einen Freund entstanden ist, mit dem mich viele Hoffnungen und Träume verbunden haben und bis heute weiterhin verbinden“. Das Album „Nell’attimo“ ist daher einerseits eine Standortbestimmung mit Themen, die Pippo Pollina bis heute beschäftigen. Es geht um die Beziehungen zwischen Menschen, Mann und Frau, Eltern und Kindern, um Freundschaft, auch um den eigenen Platz in der Welt und um den Gegensatz zwischen armen und reichen Ländern, bis hin zur Unfähigkeit, aus der Sicht des Wohlstands mit der Armut umgehen zu können. Bis auf wenige Passagen, wo Stefania Verità mit Cello, Gianvito Di Maio mit dem Akkordeon und die Klarinette von Roberto Petroli die Lieder ergänzen, ist es ein ausschließlich solistisch gestaltetes Album, das seine Kraft über die Kompositionen, die Stimme und ein Instrument entfaltet. Es ist damit auch Ausgangspunkt einer Solo-Tournee, die Pippo Pollina im Frühjahr 2024 durch die Hallen und Theater Europas führen wird. |